Wirtschaftsforum 2022
6. Wirtschaftsforum der Hochschule Darmstadt 2022
„Innovation und Nachhaltigkeit in Zeiten des Wandels“ - ein Rückblick
Nach längerer Pause konnte in diesem Jahr das 6. Wirtschaftsforum endlich wieder in Präsenz stattfinden. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildete am 5. Juli 2022 das Thema „Innovation und Nachhaltigkeit in Zeiten des Wandels“. Über 100 Teilnehmende aus Hochschule, Wirtschaft und Gesellschaft erhielten im Rahmen von drei spannenden Vorträgen mit anschließenden Diskussionen, Impulsvorträgen von Studierenden und einem World Café aktuelle Einblicke in Entwicklungen rund um die Frage danach, wie Innovationen zum gesellschaftlichen Anspruch an nachhaltige Problemlösungen in technisch-wirtschaftlicher, rechtlicher und ökologisch-sozialer Hinsicht beitragen können.
Der Vormittag des diesjährigen Wirtschaftsforums stand zunächst ganz im Zeichen von drei spannenden Vorträgen. Zunächst berichtete Herr Timur Sirman von Magnotherm in Darmstadt über die neuen technischen Potenziale von „Deep Tech“ bei der Bewältigung der komplexen klimatischen Probleme und Herausforderungen. Hierbei verwies Sirman auf das global steigende Bedürfnis der Menschheit nach Temperierung. In einer sich erwärmenden gobalen Umwelt sehnen sich die Menschen nach Abkühlung, so Sirman. Das von ihm mitgegründete Unternehmen Magnotherm entstand im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit an der Universität Darmstadt. Hier wurde ein neues technisches Verfahren entwickelt, das eine Alternative zu konventionellen Klimaanlagen und Kältetechnik ist. Denn klassische Klimaanlagen und Kühlungssysteme sind für die globale Erwärmung mitverantwortlich. Sie verbrauchen Energie, sind ineffizient und enthalten klimaschädliche Gase. Wenn aber Kühlungssysteme für die Menschheit notwendig sind, dann bedarf es einer neuen und innovativen technischen Lösung für diese Problematik. Der innovative Ansatz von Magnotherm basiert hierbei auf der Grundlage des magnetischen Kühlverfahrens, eines anderen Systems zur Temperierung. Neben einer vollkommenen Emissionsfreiheit ist auch eine deutlich höhere Effizienz gegenüber konventionellen Anlagen nachweisbar, weshalb man auch von einer nachhaltigen Innovation spricht. Es bleibt Magnotherm und der Menschheit zu wünschen, dass sich diese Innovation auch weiterhin erfolgreich entwickeln und durchsetzen wird, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Im zweiten Vortrag stand dann die Perspektive eines nachhaltigen Finanzsektors und der Geldpolitik im Mittelpunkt. Herr Philipp Kuss von der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main berichtete über die Möglichkeiten einer Zentralbank bei der Etablierung eines nachhaltigen Finanzsystems. Hierbei ging er darauf ein, was das Finanzsystem mit dem Klimawandel zu tun hat und welche Rolle die Zentralbanken dabei spielen. Im Kern gilt es zwei wesentliche Rollen zu unterscheiden. Neben der klassischen Rolle der Zentralbank im Hinblick auf Geldwert- und Finanzstabilität tritt die Bundesbank auch als institutioneller Investor in Erscheinung. Letzteres ermöglicht es der Zentralbank, Einfluss auf nachhaltige Investitionsstrategien im Rahmen von Portfolio Management auszuüben. Auf die Frage, was denn Nachhaltigkeit im Finanzsystem bedeutet, stellte Kuss das Dashboard der Bundesbank für Green Finance vor. Den abschließenden dritten Vortrag hielt Herr Sven Sistig von der Firma About You. Herr Sistig ist dort für das Thema Steuern zuständig und berichtete über Aspekte einer nachhaltigen Unternehmensbesteuerung durch den Staat.I
Im Anschluss an diese drei spannenden Vorträge erfolgten zunächst mehrere Impulsvorträge von Studierenden. Diese basierten auf drei thematischen Schwerpunkten und waren der Abschluss von Projektarbeiten des Sommersemesters. Im ersten Impulsvortrag stand das Thema Gründen von Unternehmen und Entrepreneurship im Mittelpunkt. Daran schloss sich das Thema Innovationen in Unternehmen und in Netzwerkstrukturen an. Im dritten Impulsvortrag ging es um Greening the Financial System, anschließend um das Thema nachhaltige Umweltsteuern in Deutschland. Im Rahmen eines World Cafés im Glaskasten der Hochschule luden die Studierenden als Experten ihrer Themen die Gäste des Wirtschaftsforums zu Diskussionen ein. Zudem wurden viele neue Kontakte geknüpft. Zum Abschluss des Wirtschaftsforums wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Podiumsdiskussion noch einmal aufgegriffen und zusammengefasst. Moderiert wurde dieser Abschlussrunde von Herrn Jakob Bürkner und Herr Maximilian Grund. Teilnehmende Diskussionspartner waren Herr Sven Sistig von der Firma About You, Frau Katrin Redmann von der Firma SAP und Herr David Roger Dietsch von der Firma Taxdoo GmbH.
Zusammenfassend war das diesjährige Wirtschaftsforum ein Erfolg, weil die Verbindung der Themen Innovation und Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven deutlich wurde. Nachhaltigkeit benötigt Innovation und Innovation benötigt Nachhaltigkeit, so könnte man es gut zusammenbringen. Eine Isolation der Themen ist dagegen schwierig, denn es reicht nicht aus, Nachhaltigkeit nur mit Empfehlungen zur Verhaltensveränderung per Verzicht zu erklären. Vielmehr sind Lösungen auf einer Strukturebene denkbar und umsetzbar. Beispiele sind emissionsfreie Klimaanlagen und effiziente Kältetechnik, nachhaltige Investitionsstrategien einer Zentralbank, eine zweckbezogene Besteuerung des Staates, letzteres als Einnahmen des Staates, die dieser dann wieder für Innovationen einsetzt. Es ist also wichtig, komplexe Themen und Zusammenhänge nicht vorschnell zu isolieren und als eindimensionale Zusammenhänge darzustellen. Wir freuen uns auf die Fortsetzung des Wirtschaftsforums im nächsten Jahr und hoffen, wieder viele Teilnehmende am Campus in Darmstadt begrüßen zu dürfen.
Autor: Dr. Tilmann Drebes
Quelle Fotos: Jens Steingässer