Ulrike Michalski

Uff, als die Anfrage zur Festschrift kam, habe ich sie erstmal einige Wochen ignoriert.
„…wenn ich Zeit habe, setze ich mich dran..“. Ok, der Zeitpunkt kam jetzt nicht ganz von selbst. Ich bin selbständig und anscheinend noch nicht ganz optimal aufgestellt. Zeitliche Überkapazitäten? Eher Fehlanzeige. Mein Austausch mit Rike Neuhaus und Martin Meyer-Renschhausen hat geholfen, hier sitze ich nun und schreibe. Wo? Im Zug von Halle nach Frankfurt am Main.

Und eben habe ich erstmal meinen Lebenslauf rausgesucht. Was habe ich denn gemacht? Was waren meine beruflichen Schritte – und wo bin ich jetzt? Eigentlich eine ganz interessante Anregung zur Reflexion. Und damit sind wir mitten drin in meinem Jetzt. Doch zunächst: wo komme ich her?

Schon während des Studiums habe ich in Heppenheim als Energieberaterin für Bürger und Kommunen gearbeitet. Als eine halbe Stelle, dann freiberuflich. Ich habe die Arbeit teilweise gemocht: ich mag den Austausch mit Menschen und das nachvollziehbare Erklären scheinbar komplexer Zusammenhänge. Und wenn ich hier mit Klarheit und Entscheidungsfähigkeit weiterhelfen konnte, dann habe ich mich gefreut. Blaubrenner und Gelbbrenner hingegen interessieren mich bis heute nicht, und meine Wissensdefizite habe ich schön aufrecht erhalten.

„Per Zufall“ dann (sofern es den gibt), hat ein ehemaliger doppelter Kommilitone (wir hatten parallel in Frankfurt studiert: er Elektrotechnik, ich Bauingenieurwesen, und durch ihn bin ich auf Energiewirtschaft aufmerksam geworden) nach meinen Bewerbungsunterlagen gefragt und diese mit zum Bereichsleiter Vertrieb der Mainova AG (Energieversorger in Frankfurt am Main) mitgenommen. Und dann hat es nicht lange gedauert und ich war dort für alles „dazwischen“ zuständig. Meine erste Projektleitung war die Umverlegung/ Schließung eines Heizwerks, welches der Unicampus-Bebauung im Wege stand. Dann unter anderem Ausschreibungen zur Strom-/ Gas-/ Wärmeversorgung mit der Fraport, der Deutschen Bahn und der Stadt Frankfurt. Dann ging es zur Netztochter: Grundsatzfragen, die Erstellung von einheitlichen Berechnungsverfahren für Netzerweiterungen, für den Aufbau des Controlling und die Kommunikation zwischen den Tochterunternehmen.

2009 nahm ich den berufsbegleitenden Masterstudiengang „Beratung in der Arbeitswelt. Coaching und Supervision“ an der FH Frankfurt auf. … und wusste, ich habe meine innere Beheimatung gefunden: Was passiert in Unternehmen wirklich? Was ist wirksam und wie kann das gestaltet werden? Wie funktionieren Menschen, Teams, Veränderungsprozesse?

Viele Dinge, die mich vorher viel Energie gekostet haben, konnte ich mir dann erklären.
So betrachtet arbeite ich heute immer noch als Energieberaterin … J

2011 trennten sich Mainova und ich. Meine Kompetenzen im Bereich Beratung habe ich mit Vollkaracho aufgebaut. Gleich noch Gruppenleitung an der FU Hagen studiert und ein paar Semester Psychologie, intensiv die Gewaltfreie Kommunikation erlernt (als Haltung und Methode), eine Coaching-Ausbildung und ganz frisch gebacken bin ich Mediatorin. Das Lernen werde ich sicher nicht beenden, solange mir das möglich ist. Und dass das irgendwann mal endet ist mir sehr durch meine hospizliche Tätigkeit bewusst. Seit Jahren mache ich ehrenamtlich Sterbebegleitung, ambulant und im Hospiz in Frankfurt, und seit April in neuer Rolle als Vorstandsvorsitzende eines Vereins in Darmstadt. So schließen sich Kreise. Darmstadt ist mir heute vertrauter, als es das je war.

Seit 2011 bin ich selbständig, seit 2013 mit einem Leipziger Unternehmen unterwegs, mit der Tilia GmbH. Heute kümmre ich mich um Change Management, Konflikte, Organisationsentwicklung. Mache Vorträge, Trainings, Konzepte und zur Zeit fahre ich fragend durch die Versorgungswirtschaft Deutschlands: Was sind aus Sicht von Stadtwerkeleitern die Lessons learned in Veränderungsprozessen, was macht diese leichter aus der Perspektive der Unternehmensleitung – und was sind die relevanten Parameter? …. Und so komme ich gerade von den Stadtwerken Halle.

Wo die Reise hingeht? Zu mehr Partizipation, Selbstverantwortung, Großgruppen, „Arbeiten auf Augenhöhe“. Dort wird es weniger Feindbilder geben, dafür mehr Handlungsspielräume. Die zu erkennen, zu erschließen, nicht mehr die Schuld- sondern die Wirkzusammenhangsfrage zu stellen und Lernen wirklich zu ermöglichen: das ist mein Anliegen. Für mich und die Arbeitswelt.

Und so sage ich danke für den Impuls der Reflexion, und die Station des Studiums der Energiewirtschaft. Mein Stallgeruch, den ich lieb gewonnen habe.

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Sie haben selbst Energiewirtschaft an der h_da studiert? Dann erzählen Sie von Ihren eigenen Erfahrungen! Auch fotografische Momentaufnahmen sind willkommen!

 

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