Kai-Uwe Wulf-Sterr
Kai-Uwe Wulf-Sterr
Geb.-Jahrgang 1962
Energiewirtschaft SS92- SS94
Einstieg
Nach meinem Elektrotechnik-Studium an der FH Dortmund und während einer langen erfolglosen Bewerbungsphase in meinem Wunschmetier „Hochfrequenz- und Radartechnik“ suchte ich, nach einem Umzug, der Liebe folgend, in die Region Weinheim, eine sinnvolle Möglichkeit mich weiter zu qualifizieren. Nach einer Informationsphase kamen zwei Aufbaustudiengänge für mich in Frage. An der FH Karlsruhe „technische Gebäudeausrüstung“ und an der FH Darmstadt „Energiewirtschaft“. Die Entscheidung fiel auf die Energiewirtschaft zu der ich mich zum Sommersemester 1992 einschrieb.
Studium
Die Studieninhalte interessierten mich sehr auch in Verbindung mit dem projektbezogene Arbeiten hatte das Ganze nach einem rein technischen Studium eine ganz neue Note und machte Spaß. Für einzelne Fächer wurden damals Lehrbeauftragte von renommierten Firmen und Instituten bestellt. Und das für rd. ein Dutzend Studenten des zweiten offiziellen Jahrgangs dieses Aufbaustudiengangs mit Zertifikatsabschluss. Viele Exkursionen und eine Studienfahrt mit einer Gruppe Architekturstudenten nach Holland hinsichtlich ökologische- sozialer Wohnbauprojekte (Prof Barbara Meier) rundeten den Lehrinhalt ab. Man beachte, das Aufbaustudium war an den Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften angegliedert. So gab es auch Fächer wie, Technik- und Sozialphilosophie und Ökologische Probleme und Zukunftsperspektiven von Energiesystemen. (heute noch vorhanden?)
Bewerbungsphase
· In der zweiten Hälfte des Jahres 1993 hielt ich mein Zertifikat in Händen und bewarb mich bei einigen Energieversorgern in Richtung Beratung./Kundenbetreuung. Denn Kommunikation mit Menschen war auch schon damals Wunsch und Stärke. Die Bewerbungen begleiteten ein unterschwelliges Angstgefühl von einen weiteren Bewerbungsphase, wie nach dem Erststudium, mit ca. 130 erfolglosen Bewerbungen. Erstaunt war ich, als schon nach kurzer Zeit positive Resonanz auf Bewerbungen gab. Dazu war noch ein Erdgasversorger aus meiner Heimatregion Hildesheim dabei. Schlussendlich unterschrieb ich auch bei ihm, obwohl auch ein interessantes Stellenangebot eines Stadtwerks aus dem Hamburger Raum dabei war. Die konnten sich nur nicht zeitnah entschließen, waren hinterher etwas sauber, als dort dann absagte. So hatte ich auch das Ziel geschafft nach Studienstandort Dortmund und Darmstadt wieder in den Norden aufzurücken. Wir zogen zum Ende 1993 wieder nach Hildesheim, wo ich kurz vor Berufsstart (1/1994) noch Vater wurde.
Berufsleben
· So trat ich am Januar 1994 meine Stelle als Großkundenberater und Anwendungstechnik Erdgas bei der Landesgasversorgung Niedersachsen AG in Sarstedt an. 15 km von Hildesheim entfernt. Ein Job der mich sehr zufrieden stellte. Damals, in der alten Energiewelt, war die Anwendungsberatung noch der Schlüssel zum Erdgashausanschluss und somit auch gleich zum Liefervertrag. Konkurrenz war in erster Linie die Heizöllobby. Anuitätenrechnung wurde hier benutzt um die Wirtschaftlichkeit für die Rohrleitungsplanung darzustellen. Ansonsten musste auch viel Erdgastechnik und Vertragswesen dazugelernt werden.
· Zum Ende des Jahrtausends meinten unsrer Vordersten fusionieren zu wollen. So kamen neben dem Kundenverkehr diverse Fusionsarbeitsgruppen hinzu. Dies war auch was für mich. So begleiten mich heute wie damals interne Projekte, die den Blick über den Tellerrand des Vertriebes erlauben. Mit Fusion zur Avacon AG begann ein neues Berufsleben mit einem neuen Dienstort in Salzgitter, aber immer noch täglich erreichbar vom Heimatort.
Zwischenstepp
Bei einem der jährlichen Netzwerktreffen der Energiewirtschaft zur Jahrtausendwende erfuhren wir, dass die Möglichkeit den Zertifikatsabschluss noch ein Diplom zu machen, durch eine Art „Fernstudium mit Prüfungsanwesenheit“, auslaufen sollte. So entschloss ich mich, nach Abstimmung mit meiner Familie, diesen Schritt noch zu gehen. Dies fiel mir nicht so leicht, wie gedacht. Lernen, Familie, Beruf und die Fahrten nach Darmstadt. Das hatte es in sich. Dennoch konnte ich das Diplom im Sommer 2002 in Händen halten. Dies bescherte mir unternehmensintern eine Einladung zum Assessmentcenter für Führungskräftenachwuchs. Wieder erwarten meines Chefs bin ich erfolgreich aus den Test herausgekommen. Auch wenn die folgenden internen Bewerbungen nicht von Erfolg gekrönt waren.
Berufsleben 2
2006 wurde ich für zwei Jahre in eine Fachkonzeptphase für ein neues CRM-System abgestellt. Auch um die Zeit wurde durch das Unbundling der Vertrieb ausgegründet zu einer eigenen GmbH. Später wurde, obwohl noch regional angesiedelt, auch der Firmenname E.ON hinzugefügt. Intern wurden Vertriebsteams zusammengeführt und ich fand mich wieder in meinem alten Büro in Sarstedt. Das Berufsbild dazu wandelte sich während der Zeit gänzlich.
Heute bin ich immer noch im Energievertrieb tätig. Mein heutiger Chef ist ein junger Mann, den ich während seiner Traineezeit selbst mit ausgebildet habe. In der Energiewirtschaft ist es bis heute nie langweilig, weil täglich immer mehr Neuerungen aus dem breiten Spektrum der neuen Energiewelt auf jeden einzelnen und meinen Job einwirken. Seit Ende 2013 ist der E.ON Vertrieb überregional zu einer Firma zusammengewachsen. Auch mit aufgrund der Margenverluste wurden die Teams deutlich verkleinert.
Perspektive und Resümee
Die Energiewirtschaft ist ein sehr breites Feld geworden. Viele Studieninhalte, die im Lehrbuchstanden und während der Studienzeit mit allen marktwirtschaftlichen Für und Wider diskutiert und interpretiert wurden, wie z.B. der Emissionshandel, die aufstrebende Industriemacht China mit Ihren exorbitanten Energieverbrauch, sind heute Wirklichkeit. Ob mein Job im Vertrieb noch Zukunft hat? Auch hier sind die Personalkosten angeblich zu hoch und man arbeitet ständig an Automation und Selfservice-Portalen. Auch sollen sich die Typen ändern, weg von den Beratern hin zu den Verkäufern.
Der Studiengang Energiewirtschaft in Darmstadt hat mir Wege eröffnet und ist von mir aus mit einer großen Verbundenheit geprägt. Für die Netzwerktreffen versuche ich nach wie vor anzureisen, was leider nicht immer klappt.
Für die heutigen Studenten/innen der Energiewirtschaft wünsche ich mir, dass ihnen nicht nur die knallharte Wirtschaft vermittelt wird, sondern sie auch die menschlichen Zusammenhänge. Früher u.a. in dem heute in der Öffentlichkeit vermiedenen, Ausdruck „Volkswirtschaft“ zusammengefasst. Mögen sich auch ihnen noch weitere Betrachtungsrichtungen und Perspektive öffnen und sie weiter an unserer aller Zukunft arbeiten.